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25. April ab 20.15 Uhr

21. März 2022 – Die Dokuserie spannt einen Bogen über ein halbes Jahrhundert. Vom beginnenden Aufbau des Kernkraftwerks Anfang der 1970er Jahre über den Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 bis zu den Vorboten des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine.

Folge 1: Paradies

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Eine Utopie wird wahr. 1970 beginnt die Sowjetunion mit dem Bau des Atomkraftwerks Tschernobyl und der Atomstadt Prypjat, eine Traumstadt des Kommunismus. Tschernobyl soll das größte Atomkraftwerk der Welt werden – dank des geheimen sowjetischen Superreaktors RBMK.
1971 trifft der junge Atomingenieur Nikolai Steinberg auf der gigantischen Baustelle von Tschernobyl ein. Im Studium in Moskau hat er erstmals von dem geheimen Reaktor RBMK erfahren, der die Wirtschaft der Sowjetunion in eine „glorreiche Zukunft“ führen soll. Die junge Stadtplanerin Maria Protsenko wird bald Chefarchitektin von Prypjat.

Die ehemalige Chefarchitektin der Atomstadt Prypjat, Maria Protsenko © ZDF und LOOKSfilm_Evgeniy Vorontsov

Die Atomstadt Prypjat wird für die neu ankommenden Sowjetbürger ein Paradies: ein Kosmos der Gleichheit, mit Schulen, Schwimmbädern, Kindergärten, Kultur- und Einkaufszentren. Aus der Stadt verkehrt täglich sogar ein superschnelles Tragflächenboot über die Flüsse Prypjat und Dnjepr in die Metropole Kiew. Im Atomkraftwerk Tschernobyl erweist sich der RBMK-Reaktor als schwer zu kontrollierendes Monstrum. Ingenieure und Agenten des Sowjet-Geheimdienstes KGB warnen die Moskauer Regierung vor tödlichen Konsequenzen. 1983 kommt es zu einem ernsten Störfall in Tschernobyl, der erstmals demonstriert, welche Gefahr vom RBMK tatsächlich ausgeht.

Folge 2: Unfall

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Die Katastrophennacht als Kammerspiel: Die Protagonisten der Serie rekonstruieren detailliert die Ereignisse der Nacht des 26. April 1986, in der Block 4 von Tschernobyl explodiert. Was als routinemäßiger Sicherheitstest beginnt, endet im ersten offen liegenden Atomreaktor der Welt.
Chefarchitektin Maria Protsenko und ihre Tochter Natascha sind am 25. April wie alle Bewohner der Atomstadt Prypjat voller Vorfreude auf den 1. Mai. Der junge Atomingenieur Oleksij Breus trifft an diesem Tag zum letzten Mal seinen Freund, den Reaktorfahrer Leonid Toptunow. Toptunow muss später mit ansehen, wie die Konstruktionsfehler des RBMK den Reaktor zur Bombe machen.

Oleksij Breus © ZDF und LOOKSfilm_Fotograf Evgeniy Vorontsov

Der 26-jährige Boris Stoljartschuk ist in der Katastrophennacht Schichtingenieur. Er erlebt die Explosionen auf Block 4 und ist sich sicher, dass er die Nacht nicht überleben wird. Der junge Arzt Alexander Bugar wird frühmorgens ins Krankenhaus von Prypjat gerufen, um die akuten Strahlen- und Brandverletzungen der ersten Opfer aus dem Atomkraftwerk zu behandeln. Der Atomingenieur Nikolai Steinberg – der Mann, der Tschernobyl mit aufgebaut hat, hört am Morgen des 26. April – gut 1000 Kilometer von Tschernobyl entfernt – vage Gerüchte über einen Unfall. Doch zu diesem Zeitpunkt ist das Geheimhaltungssystem der Sowjetunion bereits in Aktion getreten. Die Wahrheit über das, was im nordukrainischen Atomkraftwerk wirklich passiert ist, scheint wieder einmal vertuscht zu werden.

Folge 3: Lügen

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Der erste offene Atomreaktor der Welt ist eine Gefahr für das ganze Sowjetsystem. Doch selbst nach der Entdeckung einer radioaktiven Wolke über Schweden schweigt Moskau weiter. Erst 36 Stunden nach der Katastrophe lässt die Regierung die verstrahlte Atomstadt Prypjat evakuieren.
Helikopterpilot Sergej Wolodin ist am Morgen des 26. April 1986 der erste, der den explodierten Reaktor überfliegt. Er misst tödliche Strahlungsdosen. Die von Moskau eingesetzte Kommission wagt nicht, eine Evakuierung zu beschließen, die Regierung selbst zögert. Erst in der Nacht erhält Prypjats Chefarchitektin Maria Protsenko den Befehl, die Räumung der Stadt zu planen.

Nikolai Steinberg © ZDF und LOOKSfilm_Fotograf Evgeniy Vorontsov

Der Atomingenieur Oleksij Breus versucht am Unglücksort, den havarierten Reaktor zu kühlen und realisiert: Tschernobyl ist das Ende der Atomkraft. Boris Stoljartschuk wird nach Moskau in eine Spezialklinik für Strahlenopfer gebracht, wo die ersten Männer der Katastrophennacht sterben – darunter Oleksij Breus Freund, der Reaktorfahrer Leonid Toptunow. Als die Sowjetunion den 1. Mai mit riesigen Paraden feiert, ahnen ihre Bürger noch immer nicht, was im ukrainischen Tschernobyl geschehen ist.

Folge 4: Vermächtnis

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Die Welt fordert von der Sowjetunion Aufklärung über den Unfall von Tschernobyl. Die Sowjet-Führung in Moskau macht das Kraftwerkspersonal zu den Sündenböcken der Katastrophe. Unterdessen setzt Nikolai Steinberg alles daran, die Unschuld seiner ehemaligen Kollegen zu beweisen.
Als Nikolai Steinberg in Tschernobyl ankommt, gleicht der Ort einer Kriegszone. Dennoch erhält er den Befehl, das Kraftwerk so schnell es geht wieder in Betrieb zu nehmen, die Sowjetunion braucht dringend Strom. Die Region wird indessen immer stärker radioaktiv verseucht, Tausende Menschen werden umgesiedelt, auch die Familie von Prypjats Chefarchitektin Maria Protsenko.

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Im Sommer 1986 wagt Steinberg ein gefährliches Experiment am Reaktor von Block 1: Er will endlich nachweisen, dass der RBMK aufgrund seiner Konstruktion tödlich werden kann. Moskau aber hält weiter an der Theorie fest, das Personal trage die alleinige Schuld an der Havarie. Während die Sowjet-Regierung der Weltgemeinschaft die Wahrheit weiter vorenthält, wird den vermeintlich Schuldigen von Tschernobyl der Prozess gemacht. Erst vier Jahre nach dem Unfall kann Steinberg die ganze Wahrheit über den einstigen sowjetischen Vorzeigereaktor RBMK öffentlich machen – doch seine Erkenntnisse scheinen in den Wirren der zusammenbrechenden Sowjetunion unterzugehen.

Die Filme sind bis 3. Mai 2024 in der ZDFinfo-Mediathek zu sehen.

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