Karikatur ©  Dorthe Landschulz, BdB

Betreuungsreform auf Sand gebaut?! Uns gibt es nicht zum Schnäppchenpreis!

Potsdam/Hamburg, den 4. Mai 2023 – „Die rechtliche Betreuung steht kurz vor dem Kollaps – mit schwerwiegenden Folgen für unsere Gesellschaft! Seit Jahren ist die Betreuungslandschaft chronisch unterfinanziert. Viele Betreuer*innen und Betreuungsvereine kämpfen ums finanzielle Überleben oder haben bereits aufgegeben. So kann es nicht weitergehen,“ mahnte der Vorsitzende des Bundesverbands der Berufsbetreuer/innen (BdB) Thorsten Becker auf der BdB-Jahrestagung in Potsdam.

Unter dem Motto „Betreuungsreform auf Sand gebaut?! Uns gibt es nicht zum Schnäppchenpreis!“ startete der BdB seine neue Kampagne. Das Ziel: „Wir kämpfen für ein faires Vergütungssystem, das Qualität in der Betreuung aufbaut und nicht zerstört“, so Becker weiter. „Unter den aktuellen Umständen werden wir die zentralen Ziele der Betreuungsreform nicht erreichen.“ Die Stärkung der Selbstbestimmung von Betroffenen sei in Gefahr. „Was nützt die beste Reform, in unserem Bild das Haus, wenn das Fundament, also die Vergütung, nicht stimmt? Dann versinkt das Ganze“, so die Kritik des Verbands.

„Das Thema geht uns alle an“, sagt Thorsten Becker. Rund 1,3 Millionen Menschen in Deutschland nutzen eine rechtliche Betreuung: „Es kann jeden treffen, von heute auf morgen, dass er oder sie im Lebensmanagement eingeschränkt ist.“ Die Gründe sind vielfältig: Koma nach einem Unfall, eine psychische Erkrankung oder eine fortgeschrittene Demenz. „In solch vulnerabler Lage, bieten wir rechtliche Betreuer*innen Unterstützung und Schutz. Betreuung sichert Menschenrecht und Selbstbestimmung“, so Becker. Ein*e rechtlich*r Betreuer*in unterstützt Menschen dabei, ein Leben nach eigenen Vorstellungen zu führen. „Eine Betreuung ist keine Entmündigung“, betont Becker. „Wir sichern die Ansprüche der Klient*innen, gegenüber Versicherungen, Behörden, Arbeitsamt oder Jobcenter. Wir sorgen dafür, dass die Rechte der Klient*innen durchgesetzt werden.“

Angesichts der Kostenentwicklung der vergangenen Monate fordert der Verband einen sofortigen Inflationsausgleich, um das wirtschaftliche Überleben der Betreuungslandschaft kurzfristig zu sichern. Außerdem fordert der BdB eine Vergütungserhöhung bis 2025, die die Mehraufwände aus dem Reformgesetz berücksichtigt, eine Dynamisierung enthält und Dolmetscherkosten einschließt.

Thorsten Becker: „Das Vergütungssystem als Ganzes gehört aus unserer Sicht auf den Prüfstand. Es muss der Leistung, der hohen Verantwortung und dem gesamtgesellschaftlichen Wert von rechtlicher Betreuung gerecht werden.“

Mehr Informationen zur Kampagne: https://www.reform-auf-sand-gebaut.de/

Mehr Informationen:

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